Sprechangst | Heilpraktiker und Buchautor beantwortet deine Fragen

Sprechangst ist die Angst vor Aufmerksamkeit anderer Menschen.

Von Sprechangst Betroffene fühlen sich unwohl, wenn sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit von anderen Menschen stehen.

Weil ihnen das Gefühl von Aufmerksamkeit nicht vertraut ist, reagiert der Körper mit Angstsymptomen, wenn er Aufmerksamkeit geschenkt bekommt.

Von Sprechangst Betroffene haben nicht Angst vor dem Sprechen, sondern vor Emotionen, denn Aufmerksamkeit ist eine Emotion.

Sie haben Angst vor ihren Emotionen, weil sie ihnen nicht vertraut sind. Deshalb gehen sie ihnen, den Emotionen und insbesondere der Aufmerksamkeit, aus dem Weg.

Insofern können wir Sprechangst auch als Angst vor Emotionen in sozialen Interaktionen bezeichnen – aus meiner Sichtweise.

Die gute Nachricht: Aufmerksamkeit kann ihnen vertraut werden – mit einem Redeangst Training. Auch Sie können lernen, Aufmerksamkeit gelassen zu ertragen, wenn Sie sich Ihrer Emotionen bewusst werden und lernen, sie mit anderen Menschen zu teilen.

Denn, wenn Sie Ihre Emotionen mit anderen Menschen teilen, können Sie nicht gleichzeitig Angst vor Emotionen/dem Gefühl Aufmerksamkeit haben.

Klingt logisch, nicht wahr?

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So können Sie Ihre Sprechangst überwinden.

Die psychologische Definition von Sprechangst

Sprechängste sind erlernte, flüchtig oder andauernd auftretende Befürchtungen und Sorgen, gefühlsmäßige oder körperliche Reaktionen auf vorgestellte oder tatsächlich zu vollziehende „Leistungen“ (vortragen, vorsprechen, rezitieren, vorsingen, sich vorstellen, diskutieren usw.) vor einem imaginären oder realen Publikum. (Kriebel 2014)

Wie hoch ist der Leidensdruck bei Sprechangst?

Stellen Sie sich eine Skala von 0 bis 100 vor. 0 steht für keine Sprechangst. 100 steht für starke Sprechangst.

Wo genau würden Sie sich auf dieser Skala einordnen?

Je mehr Sie unter Ihrer Sprechangst leiden, je häufiger Sie Sprechsituationen vermeiden und je stärker Sie Ihre Sprechangst bewerten, desto ausgeprägter ist sie möglicherweise.

Beantworten Sie sich folgende Fragen:

  • Wie stark leiden Sie unter Ihrer Sprechangst?
  • Worauf müssen Sie im privaten Bereich wegen Ihrer Sprechangst verzichten?
  • Welche beruflichen Konsequenzen hat Ihre Sprechangst?
  • Gibt es Situationen in Ihrem Leben, die Sie wegen Ihrer Sprechangst vermeiden?

Eine Sprechangst aktiv aufzulösen, hängt ab von:

  1. Der Höhe des Leidensdruck
  2. Den Auswirkungen auf die berufliche Weiterentwicklung
  3. Den Auswirkungen auf das soziale Ausdrucksvermögen

Oftmals reichen Selbstlernkurse oder Ratgeber nicht aus, eine Sprechangst zu überwinden.

Sie sollten sich in folgenden Fällen unbedingt fachlichen Rat holen:

  • Bei einem ausgeprägten Vermeidungsverhalten
  • Wenn andauernde depressive Verstimmungen auftreten
  • Bei körperlichen Symptomen: Schlafstörungen oder Müdigkeit
  • Bei körperlichen Beschwerden: Herzrasen, Herzrhythmusstörungen, Magenschmerzen usw.
  • Bei plötzlich auftretenden Panikattacken

Diese Symptome können ein Hinweis darauf sein, dass es sich nicht nur um eine isolierte Sprechangst handelt, sondern die Problematik bereits komplexer geworden ist. In diesem Fall ist therapeutische Hilfe dringend notwendig.

Angst sollte immer differenziert betrachtet werden

Viele von Sprechangst Betroffene wollen Ihre Angst loswerden. Das ist zunächst verständlich, allerdings unrealistisch.

Ein Leben ohne Angst wäre sogar gefährlich. Denn sie schützt uns vor Bedrohungen und ist deshalb zum Überleben der Spezies Mensch essentiell.

Wenn ein Sprechängstlicher überhaupt keine Angst mehr haben möchte, setzt er sich damit nur selbst unter Druck. Und dieser verzerrte Selbstanspruch ist kontraproduktiv für jede Therapie.

Wenn Sie unter Sprechangst leiden, kann es sehr hilfreich sein, die positiven Eigenschaften von Angst näher zu betrachten.

Eine gesunde Angst kann uns auch aktivieren und zu Höchstleistungen antreiben. Zum Beispiel bereiten wir uns auf Prüfungen besser vor oder sind als Seminarleiter konzentrierter. Auch Schauspieler spielen bei Theaterpremieren mit erhöhter Anspannung.

Sprechangst ist weit verbreitet

Angeblich sollen 30 % aller Menschen unter Sprechangst leiden. Sprechangst ist in der Psychologie eine leichte Form der Sozialangst.

Die krankhafte Ausprägung der Sprechangst bezeichnet man als Logophobie.Bei dieser extremen Ausprägung der Sprechangst wird das öffentliche Sprechen konsequent vermieden.

Die Übergange zwischen normaler Aufgeregtheit und Logophobie sind fließend und schwer abzugrenzen.

Alle Formen sozialer Ängste haben einen gemeinsamen Nenner: Betroffene können Nähe von anderen Menschen nicht ertragen.

Der Volksmund bezeichnet dieses Phänomen auch als Redeangst. Sprech-oder Redeangst hat nichts mit dem klassischen Lampenfieber gemeinsam. Lampenfieber kann nämlich durchaus sehr hilfreich sein, da es wie ein positiver Adrenalin-Stoß vor einem Vortrag oder Auftritt wirkt.

Sprechangst hingegen kann den Sprecher komplett blockieren. Betroffene berichten, dass sie ohne Schwierigkeiten Freunden etwas erzählen oder berichten können. Bei einem fachlichen Vortrag jedoch Tage oder Wochen vorher durchaus eine Panik entwickeln können, weil sie Angst haben sich zu blamieren.

Auch wenn Menschen, die unter Sprechangst leiden, wissen, dass ihre Angst unbegründet ist, hilft ihnen das nicht weiter: Die Furcht vor dem Versagen ist stärker.

Betroffene geben unterschiedliche Ängste an:

  • sich nicht genau verständlich zu machen
  • zu stottern oder zu zittern
  • rot zu werden
  • nicht ernst genommen zu werden
  • ausgelacht zu werden
  • die Zuhörer zu langweilen
  • kritisiert zu werden
  • nicht anzukommen
  • kein Ton herauszubringen

Bei all diesen Befürchtungen spielt die Grundangst vor Ablehnung durch andere eine wesentliche Rolle. Selbst wenn die Betroffenen davon überzeugt sind, dass sie etwas Wichtiges zu sagen haben, fehlt ihnen das Vertrauen, es anderen Menschen auf eine verständliche Art und Weise mitzuteilen. Sie glauben daran, abgelehnt zu werden oder sich peinlich zu verhalten. Man spricht in diesem Zusammenhang von Glaubenssätzen. Die Betroffenen sind davon überzeugt: Ganz egal was Sie vortragen, sie stoßen auf Ablehnung.

Auf keinen Fall sollte eine Sprechangst medikamentös behandelt werden. Medikamente lösen nicht das Problem der Sprechangst, sondern wirken allenfalls beruhigend. Viel hilfreicher ist es, den Angstprozess (die Art und Weise, wie der Klient seine Angst erzeugt) herauszuarbeiten und diesen dann mit entsprechenden therapeutischen Interventionen aufzulösen.

In den meisten Fällen handelt es sich dabei um einen unbewussten inneren Konflikt zwischen Verstand und Emotionen. Zum Auflösen dieser Konflikte hat sich ein systemisches Coaching mit prozessorientierten Ansätzen bewährt.

So macht sich Sprechangst bemerkbar

Sprechangst macht sich auf diesen drei Ebenen bemerkbar:

  1. auf der körperlichen Ebene
  2. auf der gedanklichen Ebene
  3. auf der Verhaltensebene.

1.) Die körperliche Ebene bei Srechangst

Sprechängstliche fühlen in Redesituationen vor Menschengruppen eine soziale Bedrohung.

Durch das Gefühl der Bedrohung (Angst) setzt das sympathische System des vegetativen Nervensystems vermehrt die Botenstoffe Noradrenalin und Adrenalin frei. Die Reaktions- und Leistungsbereitschaft ist stark erhöht und der Körper ist bereit zu kämpfen oder zu fliehen.

In den meisten Fällen können wir in sozialen Umgebungen aber nicht einfach weglaufen oder zuschlagen.

Aus diesem Grund kann es zu einer Überkonzentration der genannten Botenstoffe kommen, denn sie können nicht schnell genug abgebaut werden. Es kommt ja zu keinerlei körperlicher Tätigkeit.

So muss der Körper reagieren mit:

  • erhöhtem Puls und Blutdruck
  • Erröten
  • Schwitzen
  • Magen- und Darmbeschwerden
  • Anspannung der Körpermuskulatur
  • Veränderung der Gedächtnis- und Wahrnehmungsfunktionen.

Damit die gesamte Energie für den Abbau des Adrenalins zur Verfügung steht, wird die Verdauung reduziert, nachdem sie zunächst angeregt wurde.

Es kommt durchaus vor, dass Menschen nach einer Rede so stark erschöpft sind, als ob sie 10.000 Meter gesprintet wären.

Im Körper regiert sehr häufig das schwächste Glied in der „Organkette“ mit den stärksten Symptomen.

Betroffene reagieren auf Stress individuell und empfinden auch die Symptome unterschiedlich.

Ähnliche aktivierende körperliche Reaktionen gibt es auch in anderen Situationen, die mit Sprechangst nichts zu tun haben:

  • bei Fieber
  • bei sexueller Erregung
  • nach sportlicher Betätigung
  • bei Hitze oder Kälte
  • durch die Einnahme von Medikamenten oder Aufputschmitteln
  • Konsum von Kaffee oder Alkohol.

Nur die Reaktionen auf der körperlichen Ebene können noch nicht als Angst wahrgenommen werden. Körperliche Symptome können erst durch bewertende Gedanken zu Symptomen der Angst werden.

Erst wenn eine gedankliche Bewertung stattfindet, wird aus einem erhöhten Puls ein Anzeichen von Angst.

Doch wie sehen diese inneren Kognitionen im Detail aus?

2.) Die gedankliche Ebene bei Sprechangst

Die Entstehung von Sprechangst wird hauptsächlich durch Eigenbewertungen und Gedankenmuster gesteuert. Negative Glaubensätze der eigenen Leistung und die Bewertung, wie man beim Publikum ankommen wird, spielen eine wichtige Rolle für Menschen, die unter Sprechangst leiden.

Oftmals sind folgende Meta-Gedankenmuster meist unbewusst in ihren Gehirnen verankert:

  • die Situation wird als unangenehm und bedrohlich bewertet
  • die eigenen Bewältigungsmöglichkeiten werden abgewertet
  • es werden gedankliche Horrorszenarien produziert
  • abwertende Glaubenssätze lenken von der eigentlichen Aufgabe der Präsentation oder des Vortrags ab
  • für das eigene Versagen wird bereits im Vorfeld ein „Drehbuch“ geschrieben.

Die Bewertungsmuster können:

  • vor
  • während oder/und
  • nach Redesituationen auftreten.

Besonders die Antizipationen wirken sich sehr einschränkend auf die Gefühle des Sprechers bei seinem Auftritt aus.

„Sie werden mich zerfetzten.“, „Die Zuhörer werden mich angreifen und bloßstellen.“, „Alle werden lachen.“ usw.

Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit kann ein Redner mit solchen Gedanken nicht positiv motiviert und einem guten Gefühl vor seine Zuhörer treten. Und seine Körpersprache wird dem Publikum verraten, wie er sich fühlt.

3.) Die Verhaltensebene bei Sprechangst

Grundsätzlich erzeugen Negative und abwertende Gedanken schlechte Gefühle. Und diese werden sich dann auch auf das Verhalten eines Menschen auswirken.

Wenn die Gefühle in den Keller gehen, verändert sich das Sprechverhalten.

Folgende Symptome können bei Sprechangst beobachtet werden:

Stimme

  • die Lautstärke ist zu leise
  • die Stimmlage ist zu hoch
  • die Sprechmelodie klingt mechanisch
  • die Stimme klingt zittrig

 Flüssigkeit der Aussprache

  • das Sprechtempo ist schnell
  • unpassende Pausen
  • die Wortfindung ist verzögert
  • es kann Sprechblockaden geben
  • Versprecher kommen vor

 Atmung

  • der Redner schnappt nach Luft
  • erhöhte Atemfrequenz
  • die Atmung findet überwiegend im oberen Brustbereich statt

 Mund und Kehle

  • häufiges Schlucken
  • Räuspern

 Gesichtsausdruck

  • starrer Ausdruck
  • angespannte Gesichtsmuskulatur
  • kein Augenkontakt zum Publikum

 Körperhaltung

  • angespannte Muskulatur
  • die Hände zittern
  • Körperstarre
  • sich wiederholende Bewegungen

Tendenziell kann Sprechangst zwei Verhaltensmuster erzeugen: Entweder wird alles schneller gemacht oder es wird alles langsamer gemacht.

Anders ausgedrückt: Die Geschwindigkeit von Verhalten nimmt entweder zu oder ab.

In der Stressforschung gibt es für dieses Phänomen folgende Begründung:

In einer Stress erzeugenden Situationen versuchen wir entweder, um jeden Preis die Kontrolle zu behalten oder wir resignieren und lassen die Dinge über uns ergehen (Blöte et al. 2009).

Auf den drei Ebenen Denken, Fühlen, Verhalten kann es bei Sprechangst zu Schwierigkeiten kommen.

Auf welcher Ebene leiden sie besonders?

Testen Sie für diese Ebene individuelle Bewältigungsstrategien.

Eventuell kann eine Veränderung auf einer Ebene auch zu einer Veränderung auf einer anderen Ebene führen.

So können Sie Ihre Sprechangst überwinden.

Weiterführende Links:

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