Prüfungsangst – die Angst vor der persönlichen Bewertung

Als Prüfungsangst bezeichnet man die Angst, die Betroffene vor der Bewertung der persönlichen Leistungsfähigkeit haben, die durch Prüfungssituationen oder Situationen, die man als Prüfungen erlebt, ausgelöst wird. Prüfungsangst kann Betroffene daran hindern, ihr Wissen bei einer Prüfung unter Beweis zu stellen. Man befürchtet, das Geforderte nicht leisten zu können, wodurch Stress entsteht, der wiederum das Denken zusätzlich einschränkt. Möglicherweise entsteht ein Kreislauf, der eine Eigendynamik bekommt: Die Angst vor der Angst beginnt.
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Ein Angst-Niveau, das dazu beiträgt, sich gut vorzubereiten, ist durchaus hilfreich. Dreht sich allerdings alles nur noch um die befürchtete Prüfung und die Angst vor der Angst so stark wird, dass Prüfungstermine abgesagt werden oder die Prüfungsvorbereitung durch die Angst bereits so stark beeinträchtigt ist, dass nicht mehr vernünftig gelernt werden kann, ist der kritische Punkt überschritten.

Zugeordnet wird die Prüfungsangst als eine Sonderform der sozialen Bewertungsangst (sozialen Phobie). Prüfungsangst tritt bei Menschen mit Verhaltensauffälligkeiten oder Lernbehinderungen häufiger auf, als bei Personen ohne solche Probleme.

Prüfungsangst wird nur in Sonderfällen als Krankheit eingestuft.

Auch Prüfer können gelegentlich, etwa bei Hochschulprüfungen, der Prüfungsangst ähnlichen (allerdings nicht durch Sanktionen bedrohten und weniger manifesten) Spannungen ausgesetzt sein. Möglicherweise etwa aus Prüfungsunerfahrenheit oder wenn sie bei der Überprüfung von Kollegen beteiligt sind.

Prüfungsangst wird aber auch gerne herangezogen, um unzureichende Leistungen zu entschuldigen oder zu erklären. Diesen „Trick“ erlauben sich nicht nur die Prüflinge selbst, sondern auch ihnen nahestehenden Personen, vorzugsweise die Eltern der Prüflinge.

Erstmals im Alter von 8 bis 11 Jahren kann sich Prüfungsangst entwickeln. Als Ursache werden oftmals schlechte schulische oder sportliche Leistungen gesehen, die das Selbstwertgefühl des Kindes schwächt.

Als krankhaft wird Prüfungsangst betrachtet, wenn sie eine erhebliche Beeinträchtigung des Patienten darstellt und Probleme in seinem sozialen Umfeld mit sich bringt. Auch wenn die normale Entwicklung eines Kindes beeinträchtigt wird, wird Prüfungsangst als krankhaft eingestuft.

Im ICD- Code bildet sich Prüfungsangst nicht exakt ab.

In den USA wird Prüfungsangst, sofern diese Einschränkung nachgewiesen und dokumentiert wird, über den „Americans with Disabilities Act“ als Behinderung anerkannt. Für Betroffene werden besondere Prüfungsabläufe angeboten, dazu muss ein entsprechender Antrag mindestens 30 Tage vor Prüfungsbeginn eingereicht werden. Prüfungsangst wird allerdings nicht von vornherein als entsprechende Behinderung im Sinne des Gesetzes anerkannt.

Prüfungsangst kann auch die Leistung steigern

Ein gewisses Maß an Prüfungsangst kann durchaus hilfreich sein. Sie kann die Prozesse begünstigen, die für eine Prüfung hilfreich sind, da das dadurch erhöhte Erregungsniveau zu einer Steigerung von Aufmerksamkeit und Konzentration führt. Zusätzlich kann eine leichte Prüfungsangst die Motivation zum Lernen erhöhen und Energiereserven mobilisieren.

Nicht die Dinge an sich beunruhigen die Menschen,
sondern ihre Vorstellungen von den Dingen.

Menschliches Empfinden (Gefühle) und menschliches Verhalten werden zum größten Teil durch unbewusste Prozesse gesteuert. Allein die Vorstellung einer bestimmten zukünftigen Situation kann einen Prozess auslösen, der Menschen in einen einschränkenden Zustand führt. Diesen Zustand, den sie dann als Gefühl von Angst beschreiben, kann durchaus auch körperliche Reaktionen erzeugen, wie z.B. Herzrasen, Schwitzen, Atemnot etc. .

Wie Prüfungsangst entstehen kann

Eine Situation in der Kindheit, die als ängstlich empfunden wurde (vielleicht ein prüfender Blick des Lehrers oder einer, als autoritär empfundenen Person), kann sich als generalisiertes Programm sehr schnell manifestieren.

Bereits die reine Vorstellung einer bevorstehenden Prüfungssituation, kann dieses „Programm“ im späteren Leben jederzeit wieder ablaufen lassen. Möglicherweise werden zusätzliche einschränkende Glaubensätze (die Prüfer machen mich fertig), als Erklärungsversuche für die Prüfungsangst hinzugeführt und die Angststrategie dadurch weiter manifestiert.

Glaubenssätze haben nichts mit Wahrheit zu tun.
Glaubenssätze haben mit Glauben zu tun.
Sie sind Leitfäden für unser Empfinden und Verhalten.

Fallskizze: Coaching bei Prüfungsangst und Redeangst

Frank S. kommt auf Anraten der Studienberatung in meine Praxis. Der 22jährige Psychologiestudent leidet unter extremer Rede- und Prüfungsangst. Das sei schon seit der Schule so. Das erste Mal wirkliche Schwierigkeiten habe er vor und während der mündlichen Abiturprüfung gehabt. Da sei er bei den einfachsten Fragen durcheinandergekommen, habe teilweise am Thema vorbei geantwortet, hatte „einfach ein Brett vorm Kopf“. Da die Prüfer ihn jedoch kannten und auch sehr verständnisvoll gewesen seien, habe er dennoch eine gute Note bekommen.

Sein Studium mache ihm sehr viel Spaß, erzählt Herr S. Es sei immer sein Traum gewesen, Psychologe zu werden und mit Menschen zu arbeiten. Seine Eltern würden ihn sehr darin unterstützen, ob- wohl sie sich sehr einschränken müssten, um ihm das Studium zu finanzieren. Obwohl er oft ein schlechtes Gewissen hat, weil er es nicht schafft nebenbei zu arbeiten, ist er seinen Eltern auch sehr dankbar.

Nun stehe in sechs Wochen das Vordiplom an. Der Klient muss dann innerhalb von zwei Monaten acht mündliche Prüfungen bei verschiedenen Professoren ablegen. Dass es mündliche Prüfungen sind, macht ihm die meiste Angst. Den Stoff beherrsche er längst, sei auch in mehreren Lerngruppen. Alle würden ihm ständig sagen, dass er sich nicht so verrückt machen solle, weil er die Prüfun- gen sowieso super machen würde. „Aber die anderen kennen mich ja auch, die wissen, was ich kann.“ Bei schriftlichen Prüfungen sei er zwar auch aufgeregt, habe aber nicht diese Versagensängste und werde nicht so „konfus“, da er in seinem eigenen Tempo arbeiten könne. Außerdem bleibe er bei Klausuren „ein Stück weit anonym, nur eine Nummer eben“. Das habe zur Folge, dass er in schriftlichen Arbeiten erheblich besser abschneide, als in mündlichen. Auch bei Referaten, die er im Rahmen seines Studiums regelmäßig vor den Mitstudenten halten müsse, sei er unkonzentriert und die ganze Zeit „knallrot“ im Gesicht. Jedes Mal habe er trotz guter Vorbereitung vorher Schlafprobleme, Durchfall, Kopfschmerzen und ihm sei schlecht. Einmal musste er sich vor einem Referat tat- sächlich vor Aufregung übergeben.

Herr S. malt sich jetzt schon aus, wie die Prüfer ihn „fertig machen“ können und ist sicher, ohnehin durchzufallen. Tagsüber lernt er wie besessen, um möglichst gut vorbereitet zu sein, teilweise bis zu 15 Stunden am Tag. Nachts hat er häufig Alpträume, wacht morgens „völlig fertig“ auf. Er hat das Gefühl, je mehr er lernt, desto weniger weiß er. Wenn er aber versucht, sich abzulenken, indem er mal mit Freunden ins Kino geht oder zum Sport, hat er ein schlechtes Gewissen und lernt hinterher bis spät in die Nacht, um die versäumte Zeit aufzuholen.

Erstgespräch

Erste Fragen an den Klienten. Mein Klient wünscht sich, dass wir zunächst an der Prüfungsangst arbeiten. Redeangst und Prüfungsangst seien für ihn emotional auch irgendwie das Gleiche.

Die Fragen des Beraters sind im Folgenden kursiv gedruckt.

„Sind Sie zurzeit wegen dieser oder einer anderen Sache in psychotherapeutischer Behandlung?“

„Waren Sie bereits wegen dieser oder einer anderen Sache bei einem Psychologen oder in psychotherapeutischer Behandlung?“

„Gibt es oder gab es ähnliche Fälle in Ihrer Familie?“

„Liegt bei Ihnen eine psychische Krankheit vor?“

„Nehmen Sie zur Zeit Medikamente, wenn ja welche?“

„Haben Sie Stress?“

„Wenn ja, leiden Sie darunter?“

(Falls Stress zutrifft) „Erzählen Sie mir bitte mehr über Ihren Stress.“

„Was haben Sie in der Vergangenheit bereits an Lösungsversuchen unternommen?“

„Erzählen Sie mir bitte, wann Ihnen Ihr Thema zum ersten Mal bewusst geworden ist?“

„Was denken Sie in dem Zusammenhang zu diesem Thema selbst über sich?“

„Wie sehr schätzen Sie sich selbst?“

„Sind Sie glücklich? Sind Sie zufrieden mit dem, was Sie tun, bzw. studieren?“

„Erzählen Sie mir bitte ein wenig über Ihre Zukunft“.

„Was genau müsste hier in diesem Erstgespräch passieren, damit Sie sagen können, das Gespräch hat sich für mich gelohnt?“

„Woran genau würden Sie erkennen, dass Sie Ihre Schwierigkeit überwunden haben.“

„Nennen Sie mir dafür zwei konkrete Beispiele, die in Ihrem zukünftigen Leben eintreten könnten.“

„Nehmen wir an, Sie hätten Ihre Schwierigkeiten gelöst, was wäre dann anders für Sie?“

Anmerkung zum Erstgespräch

Der Berater verschafft sich im Erstgespräch auch einen ersten Eindruck über die Persönlichkeit seines Klienten. Dabei achtet er besonders auf die nonverbale Kommunikation seines Gesprächpartners und auf Inkonkruenzen.

Besonders interessiert sich der Berater für die Selbstwertschätzung seines Klienten, seine Eigenannahme und ob es möglicherweise einen inneren Konflikt bei ihm geben könnte, weil er vielleicht eine (unbewusste) Seite von sich ablehnt, was in der Beratungspraxis, insbesondere im Zusammenhang mit Ängsten häufiger vorkommt.

Die verbalen Fragen und vor allem das Pacing*(1) dienen im Erstgespräch dazu, eine Klientenbeziehung durch Rapport*(2) aufzubauen.

Diagnostik und Differenzialdiagnose

Die Diagnostik umfasst verschiedene Ebenen. Zuerst wird unterschieden, ob es sich bei der Angst des Klienten um normale oder krankhafte Angst handelt. Dazu müssen die Schwere der Symptomatik, die fehlende psychologische Ableitbarkeit und die Ausprägung der sozialen Beeinträchtigung berücksichtigt werden. Es wird außerdem geklärt, ob der Angstsymptomatik eine andere psychische oder körperlich begründbare Störung zugrunde liegt. Gibt es keinen Hinweis für das Vorliegen einer solchen Erkrankung, handelt es sich vermutlich um eine primäre Angstsymptomatik.

Die klinisch wichtigste Differenzialdiagnose ist die Abgrenzung zu normaler Angst. Besonders die Schwere der Angstsymptomatik, die fehlende psychologische Ableitbarkeit und auch die Ausprägung der sozialen Beeinträchtigung sind hierbei zu berücksichtigen.

Wichtig ist besonders die Differenzierung zwischen Angst und Depression.

(Literatur: Psychiatrie und Psychotherapie, MLP, H-J. Möller, G. Laux, Arno Deister, Seite 110 ff)

F40.1 soziale Phobien

Soziale Phobien beginnen oft in der Jugend, zentrieren sich um die Furcht vor prüfender Betrachtung durch andere Menschen in verhältnismäßig kleinen Gruppen (nicht dagegen in Menschenmengen) und führen schließlich dazu, dass soziale Situationen vermieden werden.

Für eine eindeutige Diagnose müssen alle folgenden Kriterien erfüllt sein:

1. Die psychischen, Verhaltens- oder vegetativen Symptome müssen primäre Manifestationen der Angst sein und nicht auf andere Symptome wie Wahn und Zwangsgedanken beruhen.

2. Die Angst muss auf bestimmte soziale Situationen beschränkt sein oder darin überwiegen.

3. Wann immer möglich, Vermeidung der phobischen Situation.

(Literatur: ICD-Kapitel V(F), H. Dilling, W. Mombour, M.H. Schmidt,
Seite 171 ff)

Prüfungsangst

Die Prüfungsangst ist eine Angst vor der Bewertung der persönlichen Leistungsfähigkeit. Sie kann den Betroffenen daran hindern, sein Wissen bei einer Prüfung unter Beweis zu stellen. Sie kann aber auch zu einer Steigerung der Leistungsfähigkeit führen. Prüfungsangst ist nur in Sonderfällen als Krankheit einzustufen. Ihrer Zuordnung nach ist sie eine Sonderform der sozialen Bewertungsangst (sozialen Phobie). Prüfungsangst tritt bei Personen mit Lernbehinderungen oder Verhaltensauffälligkeiten in einem größeren Ausmaß auf als bei Personen ohne solche Probleme.

Entstehung und Auswirkung

Die Prüfungsangst entsteht daraus, dass eine Person Angst (bzw. deren Symptome) vor oder während einer Prüfung verspürt. Die Betroffenen sind in Ihrer Leistungsfähigkeit beeinträchtigt. Prüfungsangst wird von ihnen aber auch gerne herangezogen, um unbefriedigende Leistungen oder „Denkblockaden“ zu rechtfertigen. Auch Prüfer können unter Prüfungsangst leiden. Z. B. bei Prüfungsunerfahrenheit oder in Kollegialprüfungen. Wie den Prüflingen stehen auch den Prüfern (nach Schenk) spezifische Methoden zum „autogenen“ und „heterogenen“ Spannungsabbau zur Verfügung.

Während der kognitiven Entwicklung kann sich Prüfungsangst erstmals im Alter von 8 bis 11 Jahren entwickeln. Oftmals werden schlechte schulische oder sportliche Leistungen als Ursache gesehen, die das Selbstwertgefühl der Betroffenen schwächt.
Ein gewisses Maß an Prüfungsangst kann durchaus nützlich sein, da sie für eine Prüfung leistungssteigernde Prozesse begünstigt, da das dadurch erhöhte Erregungsniveau zu einer Steigerung von Konzentration, Aufmerksamkeit und Energie führt.

Krankheitswert

Die Prüfungsangst wird erst als krankhaft betrachtet, wenn sie eine erhebliche Beeinträchtigung des Patienten darstellt und Probleme im sozialen Umfeld auslöst, sowie die – besonders im Kindesalter – normale Entwicklung der Person verhindert. Sie bildet sich im ICD- Code nicht exakt ab, diese Klassifikation muss jedoch auch hier Anwendung finden.

In den USA wird diese Phobie, sofern die Einschränkung nachgewiesen und dokumentiert wird, über den Americans with Disabilities Act als Behinderung anerkannt. Es werden besondere Prüfungsabläufe angeboten, wenn der entsprechende Antrag mindestens 30 Tage vor Prüfungsbeginn eingereicht wird. Prüfungsangst wird allerdings für gewöhnlich nicht von vornherein als entsprechende Behinderung im Sinne des Gesetzes anerkannt

Prüfungsangst Wikipedia

Ansätze des Beraters

Der Berater arbeitet mit Ansätzen aus dem Neurolinguistischen Programmieren und den systemischen und lösungsorientierten Verfahren.

Wenn Menschen zu uns in die Praxis kommen, berichten sie von ihren Schwierigkeiten, in dem sie uns Beispiele dafür aufzeigen. Ihre vielen Beispiele sind oftmals Inhalte von einem einzigen Prozess. Da aber Inhalte unendlich sein können, ist es meistens für den Menschenhelfer hilfreicher, wenn er seine Aufmerksamkeit auf den Prozess und nicht auf die Inhalte richtet.

Ich habe in meiner Praxis immer wieder die Erfahrung gemacht, dass mich die Prozessinhalte von meiner eigentlichen Arbeit eher ablenken, wenn ich ihnen folge oder mich von ihnen führen lasse.

Richtet ein Berater seine Aufmerksamkeit auf die Inhalte, besteht das wesentliche Risiko darin, dass er sich in der Unendlichkeit der Inhalte verliert.

Wenn der Menschenhelfer in Beratungen seine Aufmerksamkeit jedoch auf den Prozess richtet, lernt er etwas über die Einschränkungen seiner Klienten. Der Berater gelangt auf eine Meta-Ebene und kann hier gezielt Ressourcen der Klienten aktivieren, so dass ihnen zukünftig in den Lebenssituationen, in denen sie bislang eingeschränkt waren und deshalb zu ihm kommen, Wahlmöglichkeiten zur Verfügung stehen.

Meine Aufgabe als Berater besteht in diesem Fall darin, den Angstprozess von Frank S. zu evozieren. Anders ausgedrückt bedeutet dies, ich möchte die Angststrategie meines Klienten lernen. Menschen tendieren dazu, ihr Verhalten und auch ihr Empfinden durch bestimmte individuell gelernte Strategien zu erzeugen. Diese Strategien sind den Klienten allerdings nicht bewusst, denn sie laufen meistens, meiner Erfahrung nach eigentlich immer, auf der unbewussten Ebene ab.

Das Neurolinguistische Programmieren, kurz NLP genannt, liefert das Handwerkzeug um Prozesse dieser Art zu evozieren. Als Hilfsmittel bediene ich mich dabei der Sprache, wobei ich meine Aufmerksamkeit auf die Tiefenstruktur und weniger auf die Oberflächenstruktur der Sprache richte.

Wenn Klienten die Sprache als Repräsentationssystem gebrauchen, schaffen sie ein Modell ihrer Erfahrungen. Dieses Modell der Welt, das sie durch ihren repräsentierenden Gebrauch der Sprache schaffen, beruht auf ihren Wahrnehmungen. Zweitens gebrauchen sie ihre Sprache, um ihr Modell bzw. Ihre Repräsentation der Welt anderen mitzuteilen. Wenn Klienten ihre Sprache zur Mitteilung gebrauchen, nennen wir es Reden. Das bedeutet, wenn sie ihre Sprache für die Kommunikation mit dem Berater gebrauchen, legen sie ihm ihr Modell der Welt vor. Das Modell der Welt des Klienten ist allerdings nur ein Abbild der wirklichen Welt.

Tiefenstrukturen sind vollständige sprachliche Repräsentationen der Erfahrung des Klienten, die in vielerlei Arten von der Erfahrung des Klienten abweichen. Es gibt drei Eigenschaften, die allen Prozessen menschlicher Modellbildung gemeinsam sind: Tilgung, Verzerrung und Generalisierung, mit denen Menschen alle Repräsentationen ihrer Erfahrung erstellen.

So betrachtet, entspricht die Wiedergewinnung der vollständigen Tiefenstruktur aus der Oberflächenstruktur dem Aufdecken des vollständigen sprachlichen Modells der Welt des Klienten; die Hinterfragung der Tiefenstruktur des Klienten ist zugleich eine Hinterfragung der vollständigen sprachlichen Repräsentation des Klienten.

Die Prozesse, durch die Menschen ihre Repräsentation der Welt einschränken, sind dieselben Prozesse, durch die sie den Ausdruck Ihrer Repräsentation der Welt einschränken. Die Art, in der Menschen sich Leiden schaffen, umfasst diese Prozesse. Durch sie haben sie ein verarmtes Modell geschaffen. Auf der Meta-Ebene ist es möglich, diese Prozesse zu hinterfragen, um das Modell des Klienten zu bereichern.

Der Beratungsprozess (Termin 1 und 2)

Der Einstieg in den Prozess. Der Berater richtet seinen Fokus auf den Angstprozess. Er möchte sozusagen lernen, wie sein Klient es macht, Angst zu haben. Er geht der Frage nach dem „WIE“ nach.

Ist, Soll und Beratungsablauf

Skalierungsfrage

Ist-Zustand: „Bewerten Sie bitte auf einer Skala von 0 bis 10 Ihren jetzige Prüfungsangst, wobei „0“ für keine Prüfungsangst und „10“ für extreme Prüfungsangst steht.“

Soll-Zustand: „Geben Sie bitte jetzt auf der Skala den Wert an, den Sie als Sollwert anstreben.“

Als Ob Frage

„Tun Sie doch mal so, als ob Sie diesen Wert auf der Skala bereits erreicht hätten.
Was ist jetzt für Sie anders? Was für ein Mensch sind Sie jetzt? Wie genau erleben Sie Ihre mündlichen Prüfungen? Beschreiben Sie mir genau, anhand einer Prüfungssituation, was Sie sehen, hören, fühlen, riechen und schmecken.“

Anmerkung: Der Klient wird vom Berater in eine leichte Trance geführt und er bekommt eine Vorstellung davon, wie es ist, wenn er sein Ziel bereits erreicht hätte. (Unterstützung der Motivation)

Eine erste Zusammenfassung

Klient und Berater einigen sich auf sechs Termine verteilt auf 3 Wochen um möglichst schnell den Veränderungsprozess einzuleiten. Beim sechsten Termin entscheiden Berater und Klient, ob weitere Sitzungen notwendig sind. Der Berater macht dem Studenten das Angebot, ihn bis zum Ende seiner Prüfungsphase zu begleiten und auch telefonisch den Kontakt mit ihm aufrecht zu halten, um eine Erfolgskontrolle zu garantieren.

Der Berater fasst zusammen

Aussagen des Klienten, die der Berater notiert hat und hinterfragen wird.

1. Bei der mündlichen Abiturprüfung sei er bei den einfachsten Fragen durcheinandergekommen.
2. Er, der Klient „hatte einfach ein Brett vorm Kopf“
3. Obwohl er oft ein schlechtes Gewissen hat, weil er es nicht schafft nebenbei zu arbeiten,……….
4. „Aber die anderen kennen mich ja auch, die wissen, was ich kann“
(Anmerkung: Diese Aussage ist für den Berater besonders interessant, weil sie in der Tiefenstruktur Möglichkeiten zum hinterfragen und refraimen*(3) eröffnet. Der Berater achtet hier besonders auf die nonverbale Kommunikation des Klienten.)
5. Bei schriftlichen Prüfungen sei er zwar auch aufgeregt, habe aber nicht diese Versagensängste und werde nicht so „konfus“, da er in seinem eigenen Tempo arbeiten könne.
6. Außerdem bleibe er bei Klausuren „ein Stück weit anonym, nur eine Nummer eben“.
7. Auch bei Referaten, die er im Rahmen seines Studiums regelmäßig vor den Mitstudenten halten müsse, sei er unkonzentriert und die ganze Zeit „knallrot“ im Gesicht.
8. Er, der Klient, malt sich jetzt schon aus, wie die Prüfer ihn „fertig machen“ können und ist sicher, ohnehin durchzufallen.

Unstrukturiertes Fragen

Fragen zu Aussage 1

„Beschreiben Sie mir genau was Sie mit „durcheinanderkommen bei der Abiturprüfung“ meinen.“

Fragen zu Aussage 2

„Was meinen Sie mit „ich hatte ein Brett vor dem Kopf“?“

Fragen zu Aussage 3

„Was meinen Sie mit „ein schlechtes Gewissen“ zu haben, weil Sie es nicht schaffen, nebenbei zu arbeiten.“

Fragen zu Aussage 4

„Was bedeutet es für Sie, wenn Sie jemand kennt?“

„Und was bedeutet es für Sie, wenn Sie jemand nicht kennt?“

„Nehmen wir einmal an, die Prüfer würden Sie kennen und wüssten genau was Sie können, würde das einen Unterschied für Sie machen?“

Fragen zu Aussage 5

„Was genau ist bei schriftlichen Prüfungen anders, als bei mündlichen Prüfungen?“
Arbeit in Trance

Erleben einer schriftlichen Prüfung in Trance

Der Berater führt den Klienten in eine leichte Trance und lässt ihn eine schriftliche Prüfung erleben. Während der Trance bittet der Berater den Klienten, die Submodalitäten*(4) seiner Sinneskanäle (sehen, hören, fühlen, riechen, schmecken) zu beschreiben.

Der Berater lässt den Klienten eine zweite schriftliche Prüfung in Trance erleben und lässt sich wieder die Submodalitäten beschreiben. Danach erfolgt ein drittes Prüfungserleben. Der Berater trägt die Submodalitäten in eine Tabelle ein.

Erleben einer mündlichen Prüfung in Trance

Der Berater führt den Klienten erneut in eine Trance, lässt ihn nun aber eine mündliche Prüfung erleben. Der Berater entscheidet, den Klienten nur zwei mündliche Prüfungen erleben zu lassen, weil er seine Anspannung wahrnimmt.
Der Berater trägt die Submodalitäten in die Tabelle ein und vergleicht sie mit den Submodalitäten des Erlebens der schriftlichen Prüfung.

Die Arbeit mit Submodalitäten ist im Neurolinguistischen Programmieren eine Möglichkeit, Erfolge der Veränderungsarbeit bei den Klienten auf einer nonverbalen Ebene zu überprüfen. (Erfolgskontrolle)

Weitere Fragen an den Klienten

„Beschreiben Sie mir bitte den Unterschied in dem Erleben einer schriftlichen und einer mündlichen Prüfung. Was genau unterscheidet die Prüfungen in Ihrem Erleben? Achten Sie dabei besonders auf Ihr Gefühl.“

Der Berater lässt den Klienten jetzt erzählen und führt ihn dabei noch einmal in eine leichte Trance.

„Bitte tun Sie jetzt einmal so, als könnten Sie bei der mündliche Prüfung in Ihrem eigenen Tempo arbeiten. Was ist jetzt anders? Achten Sie bitte wieder auf Ihr Gefühl. Sind Sie auch jetzt konfus?“

Der Berater geht einen Schritt weiter

(Der Klient ist noch immer in leichter Trance) „Jetzt arbeiten sie bitte bei der mündlichen Prüfung in Ihrem eigenen Tempo und stellen sich bitte vor, die Prüfer würden Sie kennen und wüssten, was Sie können? Achten Sie wieder auf Ihr Gefühl.“

Der Klient wird aus der Trance geführt. Berater und Klient machen eine kurze Pause. (Unterbrecher)

„Was genau war jetzt anders für Sie in der mündlichen Prüfung?“

Fragen zu Aussage 6

„Wenn Sie bei einer Prüfung anonym sind, was ist da für Sie anders? Angenommen, Sie könnten bei einer mündlichen Prüfung anonym sein, was würde das bedeuten?“

Berater und Klient simulieren eine „anonyme mündliche Prüfung“. Der Klient stellt sich in einer leichten Trance vor, dass er sich mit den Prüfern nicht in einem physischen Raum befindet, sondern die Prüfungsfragen werden ihm in einem Chatroom gestellt und auch hier von ihm beantwortet. Das Prüfungstempo bestimmt in der ersten Simulation der Prüfer, in einer zweiten Simulation der Klient.

„Was war jetzt bei der Chatroom-Prüfung anders? Gab es Unterschiede in Ihrer Wahrnehmung bei den unterschiedlen Tempi?“

Fragen zu Aussage 7

„Wenn Sie ein Referat vor Ihren Mitstudenten halten, gibt da einen Unterschied zu einer Prüfungssituation? Spielt die Anzahl der Studenten eine Rolle? Was würde es für Sie bedeuten, wenn es nur männliche Studenten wären? Was würde es bedeuten, wenn es nur weibliche Studenten wären? Gibt es einen Unterschied bei einem Referat vor Studenten, wenn keine Lehrkraft anwesend ist? Macht es einen Unterschied, ob die Lehrkraft männlich oder weiblich ist? Inwiefern spielt das Alter der Lehrkraft eine Rolle?“

Der Berater führt den Klienten in eine leichte Trance und lässt ihn die unterschiedlichen Referatsituationen in allen Kombinationen erleben. Der Berater überprüft auch die Gruppengröße, bei der das einschränkende Gefühl entsteht, indem die Gruppe jedes Mal um 2 Teilnehmer vergrößert wird.

„Wenn die Studentengruppe Sie kennen würde, würde das einen Unterschied für Sie machen? Angenommen, Sie würden das Referat vor den Studenten in Ihrer Wohnung halten, wäre das anders für Sie?“

Auch diese Situation erlebt der Klient in einer leichten Trance.

Fragen zu Aussage 8 (Glaubenssatz)

„Beschreiben Sie mir bitte, wie genau die Prüfer Sie fertigmachen können? Was machen die Prüfer, um Sie fertigzumachen? Und was denken Sie, ist das Motiv der Prüfer, sie fertigzumachen?“

Time Line Arbeit in Trance*(4)

Der Berater führt den Klienten in eine leichte Trance und lässt ihn das Gefühl seiner Prüfungsangst kurz erleben. Er ankert *(5) das Gefühl und lässt den Klienten auf seiner Time Line bis an die Stelle in seiner Vergangenheit zurück gehen, an der er dieses Gefühl zum ersten Mal hatte. Der Berater bittet den Klienten, sein Erleben assoziiert.*(6) zu beschreiben.

„Beschreiben Sie mir bitte genau, welche Personen an der Situation, die Sie erleben, beteiligt sind.“

Der Berater lässt den Klienten jetzt die Situation dissoziiert *(7)erleben.

„Mit welchen Ressourcen hätte der Frank diese Situation damals besser bewältigt. Was genau hätte ihm geholfen?“

Der Berater ankert die Ressourcen, die sein Klient aufzählt und führt ihn auf der Time Line wieder in das Hier und Jetzt zurück. Auf der Time Line erlebt der Klient nun einige mündliche Prüfungssituationen und Situationen, die er als prüfend empfindet, mit den geankerten Ressourcen.

Der Berater entscheidet spontan eine Trance durchzuführen, in der der Klient drei Situationen erlebt, die in der Zukunft geschehen könnten und die er, der Klient, als prüfend empfindet.

Der Klient beschreibt, dass er die prüfenden Situationen, die er in der Trance erlebt, anders empfindet als sonst. Der Berater achtet bei der Aussage des Klienten besonders auf seine nonverbale Kommunikation.
Weitere Fragen an den Klienten

„Was müsste bei einer mündlichen Prüfung anders sein, damit Sie dieses einschränkende Gefühl nicht hätten?“

„Wie genau müssten die Prüfer in einer mündlichen Prüfung sein, damit Sie dieses einschränkende Gefühl nicht haben? Was wäre, wenn die Prüfer z.B. 30 Jahre alt sind, wie ist es, wenn sie 35, 40, 50, oder 60 Jahre alt sind? Spielt es eine Rolle ob die Prüfer weiblich oder männlich sind?“

„Angenommen die Prüfer würden in einer bestimmten Beziehung zu Ihnen stehen, würde dass Ihre Prüfungsangst verringern? Was wäre das für eine Beziehung oder wie wäre die Beziehung?“

Der Berater fasst zusammen

Nicht die Dinge an sich beunruhigen die Menschen,
sonder die Vorstellung von den Dingen.

Menschliches Verhalten und auch menschliches Empfinden (Gefühle) werden zum größten Teil durch unbewusste Prozesse gesteuert oder ausgelöst. Oftmals kann die Vorstellung einer bestimmten zukünftigen Situation, einen Prozess auslösen, der Menschen in einen einschränkenden Zustand führt, den sie als Gefühl von Angst beschreiben und der durchaus auch körperliche Reaktionen erzeugen kann, wie z.B. Herzrasen, Schwitzen, Atemnot etc. .

Zum Beispiel kann eine Situation in der Kindheit, die als ängstlich empfunden wurde (vielleicht ein prüfender Blick), sich als generalisiertes Programm manifestieren.

Die Vorstellung einer bevorstehenden Situation, in der die Person prüfenden Blicken ausgesetzt ist, kann dieses „Programm“ im späteren Leben jederzeit wieder ablaufen lassen. Möglicherweise werden einschränkende Glaubensätze (die Prüfer werden mich fertig machen), als Erklärungsversuche für die Angst
hinzugeführt und die Angststrategie dadurch weiter manifestiert.

Glaubenssätze haben nichts mit Wahrheit zu tun.
Glaubenssätze haben mit Glauben zu tun.
Sie sind Leitfäden für unser Verhalten.

Weiterführende Veränderungsarbeit (Termin 3 bis 6)

Der Berater entscheidet sich für ein lösungsorientiertes Arbeiten mit Ansätzen und Techniken aus dem Neurolinguistischem Programmieren und der modernen Hypnose. Seine Schwerpunkte und Techniken bei der Arbeit sind:

Integration von Ressourcen, Auflösung von Glaubensätzen, Dissoziationsübungen, Veränderungsarbeit in Trance, Arbeit mit Submodalitäten, Refraiming, Arbeit mit der Time-Line, Future-Pace *(8)

Für die weiterführende Arbeit werden vier Termine vereinbart.

Erfolgskontrolle

Der Berater überprüft während des Veränderungsprozesses auf der verbalen und der nonverbalen Ebene die Fortschritte seiner Arbeit durch Abfragen der Submodalitäten in simulierten Prüfungssituationen. (Future- Pace *(8))

Lernstrategien

Klient und Berater diskutieren geeignete Lernstrategien, die dem Klienten dabei helfen sollen „unverkrampfter“ zu lernen. Dem Klienten wird bewusst, dass es nützlich ist, beim Lernen eine Pause zu machen, wenn er bemerkt, dass sein Gehirn nicht mehr aufnahmefähig ist, oder er sich nicht mehr ausreichend konzentrieren kann. Klient und Berater simulieren in Trance einige verkrampfte Lernsituationen und der Klient lernt die Signale seines Körpers kennen, die für das Pausenzeichen stehen.

Mit dieser Übung wird der sechste Termin beendet.

Klient und Berater bleiben weiterhin telefonisch im wöchentlichen Rhythmus in Kontakt bis beide mit der Veränderungsarbeit zufrieden sind.

Zwei Tage vor der ersten mündlichen Prüfung lässt sich der Klient von seinem Berater in eine Entspannungshypnose führen.

Glossar

(1) Pacing
Eine Methode, die in der Kommunikation benutzt wird, um schnell Rapport herzustellen, indem sie bestimmte Bestandteile ihres Verhaltens dem Menschen angleichen, mit dem sie kommunizieren: das Angleichen oder Spiegeln des Verhalten.

(2) Rapport
Die Anwesenheit von Vertrauen, Harmonie und Kooperation in einer Beziehung.

(3) Refraiming
Umdeuten: Beim Refraiming wird der Bezugsrahmen einer Aussage verändert oder ausgewechselt.

(4) Time Line
Das System, mit dem unser Gehirn Erinnerungen anordnet.

(5) Anker
Der Prozess, eine innere Reaktion mit einem äußeren Auslöser zu assoziieren, sodass die reaktion schnell wieder zugänglich gemacht werden kann. Signale können visuell, auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch und/oder gustatorisch sein.

(6) Assoziieren
Eine Erfahrung aus dem eigenen Körper heraus erleben. Durch die eigenen Augen sehen, mit den eigenen Ohren hören usw.. Erlebt man eine Erinnerung assoziiert, so erinnert man sich an die entsprechende Situation, als würde man sie aus seinem eigenen Körper heraus erleben. Man kann von sich selbst das Gesicht nicht sehen.

(7) Dissoziieren
Trennung, Apspaltung: Einen Schritt von einer Erfahrung entfernt sein, sie gleichsam von außen sehen, hören oder fühlen. Z. B. sieht man sich in einer Dissoziation selbst in der Situation.

(8) Future Pace
Der Prozess, eine zukünftige Situation mental einzuüben, um sicherzustellen, dass das gewünschte Verhalten natürlich und automatisch auftritt.

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