Depression – wenn die Sonne nicht mehr aufgehen soll

Eine behandlungsbedürftige Depression ist eine Erkrankung, an der rund 17% der Bevölkerung mindestens einmal in ihrem Leben erkranken. Deutschlandweit betrifft diese Krankheit jährlich sechs Millionen Menschen. Erkennbare Unterschiede gibt es dabei innerhalb der Geschlechter: Frauen sind doppelt so häufig wie Männer von Depressionen betroffen. Depressive Erkrankungen sind dabei nicht nur für den Betroffenen selbst eine enorme Belastung, auch die Menschen im Umfeld leiden mit. Liegt bei dem Betroffenen eine akute Episode vor, müssen die Angehörigen auf ein stabiles Glied in der Familienkette verzichten. Das Verhalten wird rücksichtsvoller und die Kommunikation differenzierter. Und dennoch empfindet der an einer Depression Erkrankte, egal was sein Umfeld für ihn tut, alles nur als eine zusätzliche Belastung und fehlerhaftes Verhalten.

Fallbeispiel

Patienten, Mitte 50 blickt auf einen Zeitraum von sechs Jahren zurück, in denen sie bereits eine Psychoanalyse, zwei Klinikaufenthalte und vier psychologische Beratungen hinter sich gebracht hat. Überdies nahm sie die Hilfe von einer spirituellen Heilerin in Anspruch. Was als Wochenbettdepression nach der Entbindung ihrer Tochter begann, manifestierte sich zu einer seit mehr als 20 Jahren andauernden Depression. Monate der Symptomfreiheit treten immer wieder mal auf und schlimme Phasen der Erkrankung sind nur für mehrere Wochen des Jahres vorhanden. Diese sind jedoch so massiv, dass der Patienten bereits das morgendliche Aufstehen große Probleme bereitet, zumal sie allerdings schon Stunden wach liegt, sich mit Vorwürfen plagt und pausenlos grübelt. Die Kraft aufzustehen, erlangt sie erst am späten Vormittag. Den weiteren Tagesverlauf übersteht sie mehr oder weniger schleppend. Arbeiten im Haushalt erledigt sie nur im nötigsten Rahmen und auch diese gehen ihr nur schwer von der Hand. Die Kommunikation und Interaktionen mit ihrem Ehemann unterliegen ebenfalls dem Leiden der Depression. Ihr Mann ist verunsichert und hat wegen ihrer Stimmungsschwankungen häufig Hemmungen sie anzusprechen. Sie ist sich durchaus bewusst, dass die Problematik auf ihrer Seite liegt, dennoch erfüllt sie das Gefühl, von ihrem Mann nicht mehr geliebt zu werden, wenn dieser auf Abstand geht.

Eine depressive Episode zeigt sich symptomatisch auf gedanklicher Ebene, insbesondere durch die Neigung zu negativen Bewertungen, dem dunklen und düsteren Blick auf das Leben und die Zukunft. Emotional können sich Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung, Schuld, Ängste, Ärger und Trauer bemerkbar machen. Im Verhalten zeigen sich Apathie und Passivität. Die Leistungsfähigkeit nimmt ab, der Depressive zieht sich zurück und das Interesse an der Umwelt vergeht. Körperlich sind Appetitlosigkeit, sexuelles Desinteresse, Schlafstörungen und der Verlust von Energie deutlich erkennbar. Während einer Depression beklagen Betroffene häufig Müdigkeit und allgemeine Erschöpfungszustände, dennoch macht sich auf der Gegenseite psychomotorische Unruhe bemerkbar: Erkrankte plagen sich mit dem Gefühl, nicht ruhig sitzen bleiben zu können. Sie nesteln an sich herum. Beginnen an den Haaren und der Kleidung zu zupfen, erheben sich um ein paar Schritte zu gehen, schauen planlos umher und setzen sich dann wieder. Bücher werden höchstens für ein paar Zeilen in die Hand genommen. So ergeben sich ständige kleine Bewegungen, welche aber zu keinem Nutzen erfolgen.

Symptomatik einer Depression

Bei einer Depression treten Symptome sowohl auf der psychischen wie auch auf der körperlichen Ebene auf.

Psychische Symptome bei einer Depression

Wesentliche Symptome von Depressionen sind eine gedrückte Stimmung, Konzentrationsprobleme, erhöhte Ermüdbarkeit, Niedergeschlagenheit, Freudlosigkeit, Aufgabe oder Einschränkung bisheriger Aktivitäten, Interessenverlust, Antriebslosigkeit, vermindertes Selbstwertgefühl, bisherige Aktivitäten werden eingeschränkt oder sogar gänzlich aufgegeben.

Zusammenfassend: Der Betroffene leidet unter einer depressiven oder reizbaren Verstimmung. Gefühle wie Verzweiflung, Traurigkeit, und Niedergeschlagenheit stehen im Vordergrund. Seine Umwelt erregt sein Interesse nur noch wenig. Der Depressive kann keinen Spaß mehr entwickeln und auch die Dinge, die für ihn einst von Bedeutung und Interesse waren, geraten in den Hintergrund.

Derartige Empfindungen werden auch als “Gefühl der Gefühllosigkeit” bezeichnet! Der Depressive selbst nimmt den Verlust an Interesse, welcher durch die umfangreiche Niedergeschlagenheit ausgelöst wird, oftmals später wahr, als seine Angehörigen. Auch wenn dies erstaunlich erscheint, wird das auf die Wahrnehmungsfähigkeit zurückgeführt, die aufgrund der Depression nur noch eingeschränkt vorhanden ist. In vielen Fällen ist ein Gefühl der Wertlosigkeit in ausgeprägtem Maße zu beobachten, das sich sogar bis in einen Wahn steigern kann.

Bei Depressionen kann sich bei Betroffenen ein Gefühl von „verdientem Leid“ entwickeln, weil er sich schuldig für die Probleme in der Welt fühlt oder glaubt, für das Unglück anderer Menschen verantwortlich zu sein. Es breitet sich ein Gefühl von Aufgabe und Verzweiflung aus. Oder es treten Schuldgefühle auf, die sowohl unangemessen als auch exzessiv sind und sich ebenfalls ins Wahnhafte steigern können.

Die Patientin im genannten Fallbeispiel macht sich für sämtliche Probleme ihrer Tochter verantwortlich, da sie sich einredet, das Leben ihrer Tochter durch ihre Depression zerstört zu haben.

Bei depressiven Erkrankungen fällt auf, dass der Verlust der Konzentrationsfähigkeit, einhergehend mit den psychomotorischen Unruhen zu Schwierigkeiten bei der Durchführung von Tätigkeiten führen kann. Die Merkfähigkeit ist vermindert und das Denken wird stark erschwert, was dazu führt, dass der Kranke in seinen eigenen vier Wänden steht, jedoch keine Ahnung mehr hat, welches Vorhaben er gerade verfolgt hat, sich wieder hinsetzt, um sich gleich darauf wieder zu erheben. Die kognitiven Fähigkeiten können sich so weit einschränken, dass sich eine Pseudodemenz entwickeln kann, welche jedoch beim Abklingen der Erkrankung wieder verschwindet.

Körperliche Symptome bei einer Depression

Im Verlauf einer endogenen Depression zeigen sich vor allem zwei regelmäßig auftretende körperliche Symptome, zum einen verändert sich der Schlaf und zum anderen der Appetit. Letzteres tritt häufig in Form der Appetitlosigkeit auf, wobei nur in seltenen Fällen ein gesteigerter Appetit auftritt.

Bedingt durch die Appetitstörung kommt es zu einer nicht gewollten Gewichtsveränderung. Der Gewichtsverlust kann bei einer Depression 5 % des Körpergewichtes betragen.

In vielen Fällen wird im Bereich der Schlafstörungen beobachtet, dass diese sich in einer Schlafminderung äußern und nur selten im übermäßigen Schlaf (Hypersomnie).

Typisch für die Schlafminderung sind Störungen beim Ein- und Durchschlafen sowie Früherwachen in Kombination mit einem Morgentief.

Jene Symptome kommen Ihnen eventuell bekannt vor aus Lebenszyklen mit gesteigerter Emotionalität durch beispielsweise Liebeskummer. Das Einschlafen fällt Ihnen schwer, Sie liegen lange grübelnd wach und wälzen sich von einer Seite zur Anderen. Dann sinken Sie in einen unruhigen und friedlosen Schlaf. Sie wachen nach nur einigen wenigen Stunden wieder auf und finden sich inmitten Ihres Kummers wieder, der scheint, als hätte er sich über Nacht noch intensiviert. Hierfür steht dann der Begriff “Morgentief”.

Finden sich bei einem Betroffenen derartige somatische Symptome, sollte stets von einer endogenen Depression ausgegangen werden, welche ausschließlich von Psychologischen Psychotherapeuten und Psychiatern behandelt werden darf.

Die Zahl der stressbedingten Fehltage von 2012 bis 2016 erhöhte sich von knapp 20 Millionen auf gut 30 Millionen pro Jahr. Besonders stark gestiegen sind die Krankschreibungen bei Belastungs- und Anpassungsstörungen.

Depression – weiterführende Links

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